Durch die Corona-Pandemie wurde Online-Lernen für Studierende von heute auf morgen zum Alltag. Welche Herausforderungen das mit sich gebracht hat, können Sie in diesem Artikel erfahren.
Ein Beitrag zum Studium in Corona Zeiten von Lea-Maria Aman
Durch die Corona-Pandemie hat sich das gesellschaftliche Leben aller Menschen in den letzten zwei Jahren stark verändert. Mittels verschiedener Maßnahmen sollte die Ausbreitung des Corona-Virus verhindert werden. Auch an den Hochschulen musste man sich in kurzer Zeit auf die neue Situation einstellen und ohne viel Vorbereitungszeit auf eine rein digitale Lehre umstellen. Das hat sowohl Lehrende als auch Studierende vor einige Herausforderungen gestellt. Distance-Learning, Digitaler Hochschulbetrieb und digitale Prüfungen standen auf einmal auf dem Plan – jedoch nicht unbedingt überall gleich auf der Tagesordnung.
Online-Lernen als „Notfall-Maßnahme“?
Der Ausdruck „man wird ins kalte Wasser geschmissen“ trifft es hier ganz gut. Deshalb wurde auch der Begriff Emergency Remote Teaching (ERT) durch diese Zeit besonders geprägt, da gerade im ersten Semester erst einmal von einer vorübergehenden Situation ausgegangen wurde und die meisten digitalen Formate eher notdürftig gestaltet werden mussten. Gerade die Prüfungssituationen waren teilweise so unklar, dass einige erstmal verschoben wurden. Auch für die Studierenden keine leichte Situation! Den Hochschulen ist es zwar gelungen, trotz der schwierigen Anforderungen eine digitale Lehre zu gestalten, die durchaus positiv von den Studierenden beurteilt wird. Jedoch hat sich die subjektiv wahrgenommene Studiensituation eher verschlechtert.
Fazit: Die digitale Lehre an sich wird gut beurteilt, die eigene Studiensituation aber nicht!
Vor allem der Kontakt zu anderen Studierenden und die soziale Interaktion haben gefehlt. Gemeinsames Lernen und der Austausch untereinander waren nur schwer möglich, besonders unter Studierenden, die sich durch den digitalen Hochschulbetrieb gar nicht erst persönlich kennenlernen konnten. Auch der Kontakt zu den Lehrenden wurde als zu wenig wahrgenommen. Beim Lernen in digitalen Umgebungen werden außerdem noch einmal andere Kompetenzen und Fähigkeiten mehr gefordert, als im normalen Präsenzbetrieb. Oft fühlten sich die Studierenden auf sich allein gestellt, viele Materialien wurden anfangs nur bereitgestellt und mussten komplett selbstständig bearbeitet werden. Zudem wird der Eindruck beschrieben, dass viel mehr von den Studierenden für die Vor- und Nachbereitung getan werden musste und hier nicht genügend unterstützt wurde.
Nicht alles ist schlecht
Das Gute
Das Online Lernen von zuhause hat aber auch Vorteile. Die meisten Studierenden haben sich zuhause vor allem sicher gefühlt, wenn die Inzidenzen wieder sehr hoch waren, so konnte auch die Familie vor einem unnötig hohen Corona-Risiko geschützt werden. Außerdem war man in seinem Lernrhythmus unabhängig und flexibel, man konnte sich die Zeit selbst einteilen und im eigenen Tempo lernen. Positiv war auch, dass der Weg zur Hochschule gespart wurde, kein Pendeln und keine Fahrtzeit waren nötig.
Herausforderungen und gefühlte Verluste
Andererseits war es zuhause auch schwerer, die Dinge voneinander zu trennen, da man meist an einem Ort lebt, lernt und arbeitet, wenn der Nebenjob auch noch ins Homeoffice verlagert wurde. Das bringt auch eine höhere Ablenkung mit sich. Die selbstständige Organisation des Lernalltags war außerdem für viele eine Herausforderung, da nicht jeder eine so hohe Eigenverantwortung und Selbstdisziplin von vorneherein mitbringt.
Genau hier hat auch die Betreuung teilweise gefehlt, auf diese Situation vorzubereiten.
Wichtig, um den Lern- und Studieralltag zuhause gut gestalten zu können, waren deshalb für viele Studierenden die synchronen Veranstaltungen, mit regelmäßigen und gemeinsamen Austauschmöglichkeiten. Nicht zuletzt kommt beim Online-Lernen natürlich auch die Medienkompetenz zum Tragen. Bei Lehrenden teilweise als fehlend bemängelt (v.a. zu Beginn der Online Semester), konnten Studierende ihre eigene Medienkompetenz weiterentwickeln und auch selbst mitwirken sowie Medien gestalten.
Wichtig: Nicht alles kann digitalisiert und aufgefangen werden
Was auch nicht zu vergessen ist – nicht alles im Studienbetrieb kann einfach digitalisiert werden. Praktika und Labor-Experimente oder Ähnliches waren und sind durch die Corona-Pandemie teilweise schwer umsetzbar geworden. Das hat unter anderem auch die Studienzeit vieler verlängert. Auch die finanzielle Situation war keine einfache – viele Studierenden haben ihren Nebenjob verloren und mussten wieder zurück zu ihren Eltern ziehen – auch weil sich das Wohnen am Studienort gar nicht gelohnt hat, wenn alles online war.
Ganz persönliche Erfahrungen
Aus ganz persönlicher Sicht war digitales Lernen durch meinen Studiengang selbst (Medien- und Bildungsmanagement) zum Glück schon fester Bestandteil. Dennoch ist es eine Umstellung, von einem Tag auf den anderen komplett im Homeoffice zu sitzen und das Gefühl zu haben, man ist etwas auf sich alleingestellt. Ich bin sehr dankbar, dass ich meine Kommilitoninnen und Kommilitonen des Master Studiums bereits ein Semester lang in Präsenz kennenlernen durfte, bevor wir in die Online-Semester gestartet sind. Dadurch, dass wir schon eine gewisse Beziehung zueinander aufgebaut hatten, ist es uns denke ich leichter gefallen, auch online weiter zusammenzuarbeiten, uns auszutauschen und gegenseitig weiterzuhelfen. Durch die Online-Semester habe ich vor allem gemerkt, wie wichtig der persönliche Kontakt zueinander ist und dass Homeoffice nicht nur Vorteile hat.
Ein Resümee
Als Zwischenresümee lässt sich ziehen, dass der doch relativ plötzliche Start in die Online-Lehre viele Herausforderungen mit sich gebracht hat. Gerade der Start war etwas holprig, die technischen Voraussetzungen mussten teilweise erst geschaffen und dann auch der richtige Umgang gefunden werden. Die eigentliche „Ausnahmesituation“ zieht sich nun schon seit bald 2 Jahren. Zeitweise gab es wieder Präsenz-Lehre, aber in vielen Fällen gibt es Studierende, die ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen noch nie im realen Leben getroffen haben. Hier merkt man besonders, dass gerade das Zwischenmenschliche, der Kontakt und die Nähe zu anderen unersetzlich sind und sehr gelitten haben.
Dadurch sind aber auch eine große Wertschätzung des persönlichen Kontakts und die Hoffnung auf eine neue Normalität entstanden.
© Bilder: Privataufnahmen Lea-Maria Aman