Ein Beitrag von Monika Krause

Am Mittwoch, den 30. November 2022, 18.00-20.00 Uhr, findet unser nächstes QuinteSentio-Netzwerktreffen statt. Hier geht es zur Anmeldung

Sie möchten lieber etwas hören? Dann geht es hier zu dem Gespräch zwischen Monika und Sabine:

Die Welt im Umbruch – Neuorientierung am Beispiel von Auslandsentsendungen nach China

Den Impuls zu diesem spannenden Thema präsentiert uns unsere China-Expertin Monika Krause. Monika ist Sinologin und hat in Berlin, Shanghai und Taiwan studiert. Sie war mehrere Jahre in der Industrie tätig und zwar sowohl in mittelständischen als auch internationalen Großunternehmen. Heute arbeitet sie selbstständig als Trainerin, Beraterin und Coach. Seit vielen Jahren führt sie interkulturelle Trainings und Coachings durch mit dem Ziel, die internationale Zusammenarbeit zu optimieren. Darunter zahlreiche Auslandsvorbereitungstrainings für Fach- und Führungskräfte und deren Familien, die mehrere Jahre in China verbringen.

 

Die Veränderungen, die sie über ihre langjährige Erfahrung in der Begleitung von Menschen auf Auslandsentsendungen nach China erlebt, beschreibt sie wie folgt:

Diese Trainings zur interkulturellen Entsendungsvorbereitung haben sich im Laufe der Jahre stark verändert.

Vor vielen Jahren, nach der Jahrtausendwende, ging es in erster Linie bei den Bedarfen meiner Klienten und Klientinnen um allgemeine Tipps zum Leben und Arbeiten in China sowie die sogenannten „Do’s and Don’ts“. Der Respekt vor dem fremden Land mit der fremden Sprache, den unverständlichen Schriftzeichen und dem exotischen Essen war sehr groß.

Durch die zunehmende Globalisierung und stärkere internationale Vernetzung stiegen dann die Vorkenntnisse und Erfahrungen der Trainingsteilnehmenden rapide an. Z.B. durch zahlreiche Dienstreisen gewannen die Fach- und Führungskräfte an Sicherheit. Sie erlebten sich als „global citizen“ und die chinesischen Kollegen und Kolleginnen als ebenso weltoffen – denn sie sprachen z.B. ein gutes Englisch und kleideten sich „westlich.

Sprachliche Hürden überwand man mit Smartphone-Apps, die lokalen Speisen stellten kein Mysterium mehr dar und das Essen mit Stäbchen ging einem locker von der Hand.

Und so nahmen komplexere Themen in den Trainings mehr Raum ein: die Mitarbeiterführung im deutsch-chinesischen Kontext, die Reflexion der eigenen Kommunikationsstrategien, der Umgang mit einer anderen Lern- und Arbeitskultur, die Optimierung der Zusammenarbeit und die Bildung von schlagkräftigen High-performance Teams.

So manche/-r fragte sich sogar: Wozu noch interkulturelle Trainings, wenn wir uns doch immer mehr angleichen?

Betrachten wir die Vielschichtigkeit von Kultur und kulturellen Verhaltensweisen, so wird schnell deutlich, dass Angleichungen häufig  oberflächlich und lediglich in Teilkulturen zu finden sind, z. B. im Kreis der Kolleginnen und Kollegen der eigenen Firma in China.

Beim Umgang mit der Covid-Pandemie z.B. wurden Unterschiede wieder sichtbar und spürbar: Während bei uns eine Maskenpflicht kontrovers diskutiert wurde und Menschen dagegen auf der Straße protestierten, war das Tragen einer FFP2-Maske und das regelmäßige PCR-Testen in China – auch im eigenen beruflichen Umfeld – eine Selbstverständlichkeit: nicht nur, um sich selbst, sondern auch die anderen zu schützen!

Und die scheinbar widerspruchslose Akzeptanz – gemäß offizieller Berichterstattungen – einer rigiden Zero-Covid-Policy mit wochenlangen Lockdowns und Einschränkungen irritierte.

  • Also doch andere Werte und Grundannahmen?
  • Individualismus versus Kollektivismus?

Die Wirkung der Entwicklungen und der Blick hinter die Kulissen

Die Verunsicherung nahm wieder stärker zu, besonders bei mehrjährigen Entsendungen nach China. In unseren Vorbereitungstrainings tauchten Fragen, Sorgen und Bedenken auf:

  • Ist China vielleicht doch total anders?
  • Wie bewege ich mich in solch einem System, was kommt auf mich zu?
  • Kann ich ein Leben auf Zeit dort mit meinen eigenen Werten vereinbaren?
  • Wie halte ich die negativen Rückmeldungen von Freunden und Familie aus?
  • Und wie die wochenlange Quarantänepflicht bei der Einreise in Hotelzimmern, die knallhart durchgezogen wird?
  • Was macht das alles mit mir? Wie rechtfertige ich in meinem Umfeld die Entscheidung, nach China zu gehen, wo ich doch selbst unsicher bin? Werde ich selbst jetzt zum Außenseiter?

Und so wurden aus Trainings häufig Coachings.

Eins ist gewiss: Ein mehrjähriger Auslandsaufenthalt ist eine einmalige Chance zur individuellen Weiterentwicklung. Er stellt jedoch auch hohe Anforderungen an die eigene Resilienz und Flexibilität. In einem sich aktuell verändernden Umfeld, in dem andere Kulturen und Systeme zunehmend kritisch und polarisierend betrachtet werden und der hektische Ruf nach „Decoupling“ als das Gebot der Stunde scheint, ist dies eine besondere Herausforderung für die Menschen, die sich auf den Weg machen, und kann sie schnell an ihr Limit bringen kann.

Eine professionelle Begleitung ist hier ausgesprochen sinn- und wirkungsvoll.

Auf unserem nächsten QuinteSentio-Netzwerktreffen am 30.11.2022, 18.00-20.00 Uhr, berichtet Monika Krause in einem Impulsvortrag von ihren Trainings- und Coaching-Erfahrungen mit Fokus auf die aktuellen Entwicklungen. Anschließend haben wir die Gelegenheit, dazu ins Gespräch zu kommen und gemeinsam das Spannungsfeld auszuloten zwischen beruflichen Herausforderungen, kulturellen Werten und persönlicher Horizonterweiterung.

Wir freuen uns auf Ihr Interesse und eine Mail an uns. Dann verschicken wir gerne den Link zu der Veranstaltung.